HUBERT LOBNIG
POSTALTERNATIV, Kunstraum Niederösterreich, Wien

2009














Amel Andessner, Iris Andraschek, Oliver Croy, Oliver Elser, Klaus Fritsch, Katrin Hornek, Matthias Klos, Hannes Langeder, Ingo Leindecker, Hubert Lobnig, Adrian Lohmüller, Michael Mastrototaro, Ralo Mayer, Klaus Mosettig, Martin Music, Barbara Musil, Doris Prlic, Oliver Ressler, Maruša Sagadin, Birgit Scholin, Klaus Stattmann, Karo Szmit, Anna Witt. Konzept: Hubert Lobnig

Die Ausstellung bezieht sich auf die Alternativbewegung der 70er und 80er Jahre und führt den Begriff „postalternativ“ ein, um zu fragen was  heute von  KünstlerInnen aus dieser alternativen Szene rezipiert, wieder verwendet, diskutiert und reflektiert wird und welche Alternativen zur gängigen Wirtschafts- und Lebensweisen sich heute noch/wieder bieten.

Was wurde aus dem Denk- und Handlungsformen, die sich in den alternativen Bewegungungen der späten 60er Jahre und in Österreich vor allem der 70er und frühen 80er Jahre entwickelt haben?
Ein Überdenken von Wirtschafts- und Lebensweisen, Formen des Zusammenlebens, der Stellung der Frau, der Geschlechterdefinitionen und Rollen, die Kritik an althergebrachten Ökonomien und die Beschäftigung mit Ökologie fand Realisationsmodelle in Kommunen, besetzten Häusern und Fabriken, renovierungsbedürftigen Bauernhöfen, die sowohl den Raum für Experimente als auch Autonomie  gewähren sollten. Wohngemeinschaften, Gruppen mit esoterischen bis politischen Interessen, Firmen wurden gegründet, Friedensbewegung, Frauenbewegung, Anti-Atomkraftbewegung  beeinflusste Zeitgeschichte aber auch private Entwürfe. Das Private wurde  politisch erklärt und die Relevanz des Persönlichen  für die Gesellschaft immer wieder betont. Zeit für fundamentale Diskussionen und Versuche stand  im Gegensatz zu heute unendlich zur Verfügung, und Scheitern war erlaubt.
Die Ausstellung versucht zu ergründen wohin sich die Ideen, Visionen und Realisationen der Alternativbewegung entwickelt haben und wie Restbestände dieser Alternativkultur heute aussehen und  funktionieren können?
Was konnte sich in den späten 80er und 90er Jahren und bis heute bilden, was an alternatives Denken und Handeln anschließt? Wie steht es überhaupt mit dem anrüchigen Begriff “alternativ”?
Die Ausstellung sucht aber auch nach Ansätzen von alternativen Handlungs- und Lebensweisen in der Gegenwart und fragt was von heutigen jungen KünstlerInnen aus der Alternativkultur rezipiert, modifiziert, wiederverwendet, weiterentwickelt wird.

Die Windenergie als Zukunftsbild der 70er Jahre beispielsweise ist Ausgangspunkt von Barbara Musils und Karolina Szmits filmischer Bestandsaufnahme der Lebensrealität „neuer deutscher Bundesbürger“ zehn Jahre nach der Wende. Martin Music besucht besetzte Häuser und ihre teils langjährigen Bewohner in Rotterdam, fängt deren Lebensraum mit der Kamera ein und lässt den Besucher so an den zum Teil schon zur Attitüde erstarrten Visionen und Idealen der Hausbesetzer teilhaben. Gezeigt werden aber auch Positionen von Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit gegenwärtigen Alternativmodellen und Möglichkeiten des Protestes, der Kritik an der gängigen Wirtschafts- und Lebensweise auseinandersetzen.  Amel Andessner geht mittels der fiktiven Figur Mirko der Rolle der Geschlechter nach und lotet die Grenzen zwischen männlicher und weiblicher Identität vor den jeweiligen kulturellen Hintergründen aus. Die Rolle des Einzelnen und seine Verantwortlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft thematisiert Matthias Klos in seinen Fotoarbeiten und Anna Witt im Video. Katrin Hornek s Videoinstallation zeigt den Rückzug eines der Gesellschaft und seiner eigenen vier Wände überdrüssig gewordenen Österreichers in eine Jurte, dem traditionellen Wohnraum der Nomaden in der Mongolei. Auch ein experimentelles städtebauliches Projekt wird mit den Entwürfen des Wiener Fluc von Klaus Stattmann in diesem Kontext aufgegriffen.

Postalternative

The exhibition in the Kunstraum introduces the ironic term ”post-alternative“ to address the alternative movement of the 1970s and 80s and the so-called new social movements like anti-racism and anti-fascism; opponents of globalisation; the new women, gay and lesbian movement; the ecology movement; the anti-nuclear power movement; the peace movement; squatters‘ movement, punks, etc. The ”Post-alternative“ exhibition pursues the question of what contents from this alternative scene are being addressed by younger artists today, reused, discussed, reflected upon or criticised?
Which alternatives are still available today or are available again? Representatives of artists‘ groups of the 1980s and 90s, who worked proudly in collectives, are now thwarted in their artistic career and often overtaken by individualists. Almost all aspects of the alternative movement have become a product. Beate Uhse and youporn, the gardening trend, terraces and balcony-culture in the cities (for those who can afford it), electro- and hybrid motors (whose concepts have lain dormant for 30 years and suddenly now re-emerged like new inventions with the most recent energy- and economy crises; they have already become uninteresting again) or internet fora and media platforms, whose disillusioned inventors have lacked vision for years, but who still cause a stirr for the remarkable sales figures of their ideas from time to time. At present, non-consumption is regarded almost as the only chance of non-appropriation. There are conditions that are so disgusting that you do not do anything to improve them. Juli Zeh The exhibition continues the festival “independent-unplugged“, which took place in Mödring, Lower Austria in 2006.

HUBERT LOBNIG
 


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