HUBERT LOBNIG
73 Jahre nach den Novemberpogromen, ORF.at


Wiener "Turnertempel" erhält eine Gedenkstätte

Während der Novemberpogrome wurden jüdische Mitbürger getötet, verhaftet, ihre Geschäfte, Wohnungen und Synagogen geplündert und zerstört. Auch der "Turnertempel" in Wien wurde nieder gebrannt. Jetzt bekommt der ehemalige Standort eine Gedenkstätte.

Eine Büste, Steintafel oder klassische Gedenkstätte gibt es nicht, es ist hingegen ein kleiner, leicht erhöhter Sand-Platz neben dem Gehsteig, schildert der Künstler Hubert Lobnig
Der neugestaltete Platz der ehemaligen Synagoge ist Teil eines mehrere Jahre laufendenden Erinnerungsprojektes im Viertel - genannt "Herklotzgasse 21

".

Eine "Zeitgemäße" Gestaltung bedeute für Mitinitiator Michael Kofler, dass Interessierte und Anrainer involviert sind und direkt angesprochen werden; im konkreten Fall Herklotzgasse/Turnertempel in Wien zum Beispiel dadurch, dass die an Straßenecken aufgestellten Tafeln auf Deutsch, Englisch, Hebräisch, Serbokroatisch und Türkisch über die zerstörte jüdische Geschichte des Viertels informieren, um so die Bevölkerung des sprachlich durchmischten Bezirks zu erreichen.



"Zeitgemäß" heißt für Michael Kofler zudem, dass Erinnerung begehbar und nutzbar ist. Der Platz soll benützt werden und ein Treffpunkt für Menschen aus dem Viertel sein; und gleichzeitig soll er aufmerksam machen auf das was in Vergessenheit geraten ist.

Ein neues, großflächiges Denkmal soll an die jüdische Vergangenheit im Wiener Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus erinnern. Der "Turnertempel Erinnerungsort" befindet sich an der Ecke Turnergasse und Dingelstedtgasse - genau an dem Platz, wo einst die 1938 zerstörte Synagoge stand.

Text: Barbara Daser,  10. 11. 2011


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INTERIEUR Galerie Magnet, Völkermarkt

2004








1 Ali, Pepi und Ich Tempera auf Leinwand 150x110cm 2003
2 Robin´s Couch Tempera auf Leinwand 50x70cm 2003
3 Sitzgarnitur Tempera auf Leinwand 50x70cm 2003


Gerade in der Verknüpfung unterschiedlich konnotierter Medien wie Malerei und Medientechnologien im Rahmen von Projekt- arbeiten zeigt Lobnig, dass sich die Bedeutung und Wertigkeit einzelner Medien bzw. künstlerischer Techniken aus deren Wechselwirkungen und ihrer thematischen Anwendung und Einbindung erschließt.

So steht seine Malerei nicht einfach in der Tradition figurativer und stilllebenhafter Interieurdarstellungen, sondern spiegelt in ihrer spezifischen Farbgebung, Sujetwahl und Perspektive filmisch und fotografisch geprägte Blickführungen und Darstellungstechniken wieder. Fragmenthaft angeschnittene Motive und Raumausschnitte, verweisen auf alltägliche Lebens- und Arbeitsbedingungen, in denen private und öffentliche Erfahrungen ineinandergeblendet erscheinen. Die verhaltene, lichte und kontrastarme Farbgebung der Malereien impliziert ein Aufleuchten und Verlöschen der Bilder, ein Moment des Transitorischen und Ephemeren, das auf die prozessuale Struktur des Recherchierens und des Recherchierten wie auch auf die medialen Aufnahmetechniken zurückverweist. Lobnig bietet damit Materialien und Informationen an, die nicht als endgültige und abgeschlossene Fakten gelesen werden wollen, sondern als Potenziale und Momentaufnahmen kontinuierlicher wie auch in sich gebrochener Abläufe und Handlungen. Es sind präzise aufbereitete Offerte über komplexe Zusammenhänge von alltäglichen und oft scheinbar banalen Phänomenen, die gewöhnlich verdrängt oder übersehen werden, aber eben deshalb umso stärker Identitäten und gesellschaftliche Rollenbilder prägen. Die BetrachterInnen treten hier nicht in die Rolle der passiven KonsumentInnen, sie werden bewußt nicht mit eindeutigen Lösungen und Erklärungen konfrontiert, sondern sehen sich Materialien gegenüber, die ihrer eigenen Interpretation bzw. dem Vergleich mit persönlichen Erfahrungen des eigenen Umfeldes, mit der eigenen Existenz und Sozialisation offenen Spielraum lassen.

Rainer Fuchs 2004



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